Low-Carb oder Low-Fat?

Dr. Matthias Marquardt - Blog - Ernährung

ERNÄHRUNG

Low-Carb  oder Low-Fat?

Als ich jugendliche 18 Jahre alt war, 20 Jahre ist das her, da glaubte ich, dass das, was zu jener Zeit gelehrt wurde, in Stein gemeißelt sei: Man fuhr damals beispielsweise in Badehosen Fahrrad. Zumindest als Triathlet. Was ich ehrlich gesagt auch heute noch ok fände.



Aber die Zeit ist vorbei. Es war die Zeit der 26-Zoll-Fahrräder und der Nasenpflaster für die Optimierung der Nasenatmung. Und man aß low-fat. Ich war damals der festen Überzeugung, das absolut Richtige zu tun (wie auch beim Tragen der Badehose auf dem Rad). Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich diese wissenschaftliche Erkenntnis einmal ändern wird. Ich fühlte mich auch im Hinblick auf die zunehmende Verfettung unserer Gesellschaft auf dem richtigen Weg. Was wichtig war, denn mein mit der Calipermethode ermittelter Körperfettanteil lag zwischen 6,0 und 4,8 %.

 

PIZZA OHNE KÄSE?

Butter, Sahne, Öle, Schokolade – gestrichen. Ich aß nach dem Radtraining die Vier-Personen-Miracoli- Packung allein auf und kochte die Nudeln in Wasser ohne Öl. Wenn ich keine Nudeln aß, dann stopfte ich mich mit Cornflakes voll. Entweder pur, oder in entrahmter Milch. Mit Honig obendrauf, denn Honig ist fettarm. Meine Verdienste an ordnungsgemäß angewendeter Sporternährung gingen aber noch darüber  hinaus, wenn ich beim Italiener Pizza ohne Käse bestellte. Nun ist mir bewusst, dass Pizza ohne Käse im Jahr 2015 keinen Patron mehr aus der Reserve lockt, weil Veganer und Menschen mit Lactoseunverträglichkeit heute den Normalbürger repräsentieren. Aber wir schrieben das Jahr 1996. Es war ein Skandal. Ich füllte meine Trinkflaschen vor einem 1,5-stündigen Radtraining mit Maltodextrin, um nicht zu unterzuckern. Ich fürchtete, mich andernfalls selbst zu verstoffwechseln. Das war damals so: Intensives Training ohne kontinuierliche Kohlenhydratinfusion konnte zum Abbau der gesamten Muskulatur während einer Trainingseinheit führen. Fast zumindest.

 

PIZZA OHNE TEIG!

Aber es ging der Ernährung wie der Badehose. Man kann sich damit nicht mehr blicken lassen. Heute sollte man um Brötchen, Nudeln und Kuchen einen Bogen machen und nimmt zum Radtraining Nüsse statt Powerriegel mit. Zwischen den Trainingseinheiten ernährt man sich nun von Avocados, Karotten, Obst, Fisch, Salat und anderen gesunden Dingen. 20 Jahre und eine Ausbildung zum Internisten später bin ich tatsächlich davon überzeugt, das Richtige zu tun. Während ich also neuerdings überlege, Pizza ohne Teig zu bestellen, isst Hollywood-Ikone Beyoncé offenbar gerade Pizza ohne Käse! Sie macht, wie ich kürzlich las, eine Low-Fat-Diät mit 80 % Kohlenhydratanteil in der Kost. Wenn sie nur wüsste, was für einen Fehler sie da begeht. Oder hat sie Low-Carb etwa schon hinter sich?  

 

Ihr Dr. Matthias Marquardt

 

MEIN TIPP :

Low-­Carb ist für das Training des Fettstoffwechsel ein gute Sache. Außerdem geht eine Low­-Carb­Ernährung mit viel Gemüse, Nüssen, Fisch und ähnlichem einher, was gleichzeitig eine gute Versorgung mit Vitalstoffen mit sich bringt. Unter intensiver Trainingsbelastung sind Kohlenhydrate allerdings für die Regeneration wichtig und sollten nicht gänzlich vermieden werden.


Einmal im Monat schreibt der bekannte Internist und Laufexperte Dr. Matthias Marqardt im Triathlon-Magazin eine Kolumne zu kontroversen Themen des Laufsports.

 

 www.tri-mag.de



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