Dr. Matthias Marquardt – Was mich antreibt!

Dr. Matthias Marquardt - Blog - Fettstoffwechsel

MOTIVATION UND LEIDENSCHAFT

Dr. Matthias Marquardt – was mich antreibt!

Matthias Marquardt ist Internist und anerkannter Sportmediziner. Er verfasste den Bestseller „Die Laufbibel” und ist ein gefragter Experte für Motivation, Gesundheit und Ernährung. Lesen Sie hier, was ihn wirklich antreibt.



Natürlich habe ich Medizin studiert. Ich würde allerdings heute unbedingt behaupten, dass dies der kleinere Teil meiner Ausbildung war. Als Jugendlicher war ich ein besessener Ausdauersportler (und bin es noch immer). Viele Sportverletzungen. Und irgendwann ziemlich sauer, dass sich niemand ernsthaft um mein Probleme kümmerte. Ich wollte doch nur schmerzfrei laufen. Mein erstes Anatomiebuch las ich daher mit 16 Jahren und begann dieses Wissen mit Sportbüchern zu kombinieren. Ich wurde Triathlon-Trainer, lernte orthopädische Einlagenkonzepte kennen und beschäftigte mich Tag ein Tag aus mit Bewegung. Ich begann mir selbst zu helfen. Internistisch lief es auch nicht problemlos. Denn wann immer ich erkältet war, verordnete man mir Antibiotika. Da man mir auch in dieser Angelegenheit einfach nicht zuhörte, las ich irgendwann das Codizil von Pfarrer Kneipp, das meine Mutter mir gab.

 

Altes Ding. In Sütterlinschrift. Die dort erläuterte Abhärtung prägte meine medizinische Sicht bis heute: „Tut dir etwas weh, bist Du zu schwach. Ändere die Ursache!“ Ich suchte Mittel, dies in meinem Leben umzusetzen. Meine schmerzenden Schienbeinkanten mit Brenneseln abzureiben half mir leider nicht, barfußlaufen auf der Wiese sehr wohl. Und der 11° C kalte, artesische Brunnen meiner Eltern wurde sommers wie winters mein Gesundheits-Elixier. Mit morgendlichen Bädern. Und es wirkte. Tut es heute noch!

 

Irgendwann sollte ich studieren gehen. Lehramt. Medizin hielt ich für zu schwer. Halbgötter in weiß und so. Dachte ich. Also berufsbildendes Lehramt. Dafür musste ich ein Berufspraktikum machen. Und lernte Dr. Djamschid Wakili kennen. Dieser Orthopäde trug gestärkte Kittel und die Hände stets hinter dem Rücken verschränkt. Ich begleitete ihn einige Monate. Er am Ende seiner Karriere, ich am Anfang. Ich saugte jeden seiner Handgriffe auf. Schmiss das Lehramtstudium nach einem Semester hin und immatrikulierte mich für Medizin. Was für ein Befreiungsschlag!

 

Als Student verbrachte jede Minute damit das neu gelernte mit meinen alten Erfahrungen und Ideen als Trainer zu verknüpfen. Verblüffend war für mich, dass meine Ideen in der Medizin einfach keinen Platz fanden. Es ging um Tabletten, statt Vorbeugung. Um Hilfsmittel, statt Hilfe zur Selbsthilfe. Meinen Weg ging ich aber immer weiter: Als mein Studium endete, hatte ich mit „Die Laufbibel“ bereits einen Bestseller geschrieben und war in der Laufszene als kritischer Geist bekannt. Aufgrund meiner ideenreichen Expertise erwartete jeder meine Ausbildung zum Orthopäden. Doch operieren wollte ich nie.

 

So wurde ich Internist und stellte in meinen Klinikjahren fest, dass Training, Ernährung und Prävention auch in der praktischen Medizin keine Rolle spielten. Endlose Nachtdienste, Intensivstation, Notaufnahme. Ich ertrug den Betrieb einer modernen Medizinfabrik. Djamschid verstarb in dieser Zeit, als ich junger Assistent war, an Krebs. Er blieb in jedem schweren ärztlichen Moment mein Vorbild. Dass ich inhaltlich andere Wege gehen würde, wusste er. Und er gab mir wohl auch die Kraft durchzuhalten. Und das wollte ich, denn ich spürte, dass ich nur in der anerkannten, modernen Hochleistungsmedizin das Rückgrat bekommen sollte, um meine Medizin machen zu können.

 

Und die machte ich einfach. Mein Chefarzt ließ mich nach der Arbeit in der Klinik in meiner eigenen Privatpraxis arbeiten. Ich wollte High-tech und Zuhören. Moderne Medizin und meine Methoden. In der Praxis ließ ich folglich ein Bewegungsanalyselabor installieren. Aus heutiger Sicht ein starkes Stück, aber da waren Menschen, die brauchten meine Hilfe. Bei Problemen, die andere nicht verstehen wollten: Schmerzen beim Laufen. Diese Dinge, wo es nach der Untersuchung sonst heißt: Tut mir leid, aber da ist nichts. Natürlich war da was! Man konnte es allerdings nur in der Bewegung entdecken. Ich konnte in dieser kleinen Praxis (vor dem Nachtdienst, oder nach dem Frühdienst) genau das tun, was ich wollte: Ich machte meine Medizin. Und sie wirkte. Und ich durfte dort als eigener Chef barfußgehen.

 

Um mein internistisches Know-how endlich mit Ernährung, Bewegung und vor allem auch Pfarrer Kneipp (Antibiotika bei Erkältung? Nicht bei mir!) kombinieren zu können, eröffnete ich meine eigene, große Praxis für Innere Medizin, Chirotherapie und konservative orthopädische Sportmedizin. Heute kann ich die Medizin machen, von der ich immer geträumt habe. Check-up-Medizin mit modernster

Ultraschalldiagnostik um Krankheiten zu verhindern, Bewegung im Labor untersuchen und Sehnen mit neuesten Methoden heilen (die Stoßwelle hat die Brenneseln abgelöst…), Vitalstoffwerte messen und mit meinen Infusionen optimieren. Kurz: Menschen zu einem besseren Leben verhelfen!

 

Mein Team sagt allerdings, dass ich aus Seriösitätsgründen Schuhe tragen soll. Mache ich. Spezialanfertigungen ohne Absatz. Für meinen Rücken. Und wenn ich Ihre Reflexe teste, dann mache ich das wie Djamschid es immer tat. Der Reflexhammer und sein Maßband, die mir seine Witwe nach meiner Grabrede übergab, liegen im Raum „Ost“. Ich untersuche damit noch heute. Das Buch von Pfarrer Kneipp steht im Raum „West“. Sie dürfen sich den Raum gerne aussuchen, wenn Sie uns besuchen kommen.